Die einseitige Fokussierung des Bayerischen Holzbauförderprogramms (BayFHolz) auf die CO2-Speicherfähigkeit von Baustoffen benachteiligt die Hersteller mineralischer Roh- und Baustoffe und hemmt sie in ihrer Innovationskraft. Der Bayerische Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden (BIV) fordert daher eine erweiterte CO2-Bilanzierung über den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden. Ebenso die Umverteilung vorhandener Fördermittel, um die gesamte Baubranche bei der Schaffung von Infrastrukturen und Produktionsbedingungen zu unterstützen, die nachweislich den Kohlendioxidausstoß reduzieren.
„Bereits heute unternehmen die mineralischen Roh- und Baustoffhersteller enorme finanzielle und technologische Anstrengungen, um das Ziel der CO2-Minderung voranzutreiben und bis zum Jahr 2045 klimaneutrale Baustoffe anbieten zu können“, stellt BIV-Präsident Georg Fetzer klar. Die Bemühungen würden jedoch durch das neue Holzbauförderprogramm konterkariert. „Grundsätzlich begrüßen wir die Bestrebungen der Bayerischen Staatsregierung, die Roh- und Baustoffhersteller auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft zu unterstützen, solange dies technologieoffen und baustoffneutral geschieht“, so Fetzer. Da die bayerische Förderrichtlinie jedoch ausschließlich den Neubau mehrgeschossiger Gebäude in Holzbauweise unterstützt, werden mineralische Roh- und Baustoffe systematisch benachteiligt. Fetzer führt aus: „Wir sind davon überzeugt, dass die Bauaufgaben der Zukunft nicht allein durch den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen bewältigt werden können. Der Bedarf an mineralischen Baustoffen wird weiterhin hoch sein.“ Dementsprechend sei eine bloße Öffnung für sogenannte weitere „klimaneutrale“ Baustoffe nicht zielführend, sondern eine Erweiterung der CO2-Bilanz von Gebäuden auf ihre gesamte Nutzungsdauer erforderlich
Die Idee hinter der Förderrichtlinie ist einfach: Wird der Rohstoff Holz in Form von Bauteilen in einem Haus verbaut, bleibt der im Material gespeicherte Kohlenstoff gebunden und für die Lebensdauer des Hauses erhalten. Auf den ersten Blick eine gute Idee, doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich deutliche Widersprüche. „Der Aufwand für die Bereitstellung des Endproduktes, vom Holzbeschaffungsprozess bis zur Verarbeitung, wird in der Richtlinie nicht berücksichtigt. Ebenso wenig die Qualität des Gebäudes sowie die Möglichkeit der Materialverwertung nach Ende der Nutzung“, erklärt Fetzer. Durch den übermäßigen Holzbau werden Waldflächen und damit natürliche CO2-Speicher vernichtet. Auch bleibt der Rohstoff nicht in seiner unbehandelten Form. Um bauphysikalische Anforderungen und Sicherheitsvorschriften zu erfüllen, müssen dem Holz weitere Baustoffe hinzugefügt werden. Die Idee des nachhaltigen, CO2-armen Rohstoffes Holz entpuppt sich damit als Irrglaube.
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